Heute morgen wurde die Urne mit meiner verbrannten Tante drin beerdigt. Der spärliche Rest der Familie ( wir sterben aus, weil wir uns nicht fortpflanzen. Das ist gelebtes No Future ) war auch da.
Wider Erwarten fanden wir sofort die richtige Trauerhalle. Die Urne war dunkelgrün mit so Gold dran. Mädchen brauchen Glitzer. Die Rede war ganz gut, religiöses Zeug wurde weggelassen da wir zwar alle an etwas glauben, jedoch nicht an was in den Märchenbüchern ( Bibel, Koran usw.) steht. Es ging mehr um ihr Leben.
Mitten im Krieg (1934) und in Bochum geboren, dadurch öfters umgezogen oder evakuiert worden aber letztendlich wieder in Bochum gelandet. 40 Jahre bei der Polizei gearbeitet (der einzige Cop der in meine Wohnung durfte), dann den Ruhestand mit ihrem Freund genossen. Ihr erster Freund, btw. Hat sie erst mit über 50 kennengelernt. Auch Bulle, auch schon tot. In diesen beiden Fällen freut mich das kein bisschen.
Nach der Rede wurde dann die Urne beigesetzt. Dazu mussten wir sehr sehr weit laufen. Onkel Rudi mit seinem Rollator war aus dem Rennen und wurde schonmal in die Gaststätte gebracht wo es später Leichenschmaus gab. Es gab dann da auch Teile von Tierleichen, das war schon gut durchdacht.
Die, die noch laufen konnten schlichen also hinter den Urnenträgern her. Der rechte sah aus als ob er jeden Moment auch beerdigt werden muss. Ich kann Alter nicht gut schätzen aber ich sage mal 120. Als wir nach gefühlten 2 Stunden endlich ankamen stand da ein Friedhofsmitarbeiter der ein ganz alter Kumpel von mir ist. Ich kenn hier einfach jeden.
Die Urne wurde in ein Loch getan, die Träger schmissen ihre Handschuhe mit rein. Kosten ja nix. Da wir keine Handschuhe hatten, schmissen wir Rosen rein, die wir vorher bekommen hatten. Endlich war ich diese Rose los. Es fiel noch der Satz: „Jetzt kann sich noch jeder persönlich verabschieden.“, und sofort waren die Friedhofsleute wie von Zauberhand wech. Mit ch.
Ab ging´s zum Leichenschmaus. Es gab erstmal eine sehr seltsame Suppe. Ich frage mich immer noch ob diese weißen Dinger Markklösschen, Weißwurststücke oder Eierstich waren. Vom Geschmack her hätten sie alles sein können. Das war wie eine Botschaft: Sei, was Du willst. Ich trank Kaffee und war neidisch auf eine andere Trauergesellschaft die alle Bier getrunken haben.
Fazit: Ist eigentlich ok, diese alten Rituale mitzumachen. Man verabschiedet sich und kann danach wieder nach vorne gucken. Ich hab mir vorgenommen dieses Jahr auf die Kirmes auf den Düsseldorfer Rheinwiesen zu gehen. Da war meine Tante immer mit mir als ich klein war und das waren immer sehr schöne Tage. Da sag ich dann endgültig Tschüssken. Godspeed, Tante Margot.
Das sieht merkwürdig aus hier bei WP – erst die Überschrift… also DIE Überschrift, und dann 3 mal „gefällt mir“.
Mein Onkel kam damals zu spät, der hatte den längsten Fahrweg, und der Urnenträger stand da wie so ein Butler mit der Urne in der Hand, weil er ja „hochachtungsvoll“ sein musste. WIr haben ihm gesagt, er kann Oma ruhig auf die Bank stellen. Hat er dann auch gemacht. Seitdem ist das „Omas Bank“…
Sterben ist doof. Aber tot sein, glaube ich, nicht…
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Die meisten Leute, die schonmal klinisch tot waren freuen sich aufs Sterben. Kann nicht so schlecht sein. Da werden ja auch ALLE Endorphine ausgeschüttet. Auf englisch: Wheeeeeeee….
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Ich seh gerade, ich hab meinen eigenen Beitrag geliked. Wie egozentrisch von mir…
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zu den „gefällt mir’s“ kann ich nur sagen, manchmal ist „Schweigen“, wenn auch im Internet, ein zustimmen bzw eine Art stille Umarmung, dass jemand sieht man war da aber man kann manchmal ja nicht irgendwie dämlich oder albern oder auch nur ernst kommentieren… manche Themen erfordern einfach ein “ miteinander Schweigen“. Aber man kann auch „leise“ kommentieren, wie feldlilie oben, zb… 😉
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Auch ein alberner Kommentar wäre für mich ok. Ich mach mich schon immer über alles lustig und meine Tante wusste das.
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Die Liker liken ja nicht die Tatsache, dass die Tante starb, sondern den Text der im Andenken an die Verstorbene verfasst wurde. Hoffe ich jedenfalls.
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Das Abschiedsritual finde ich auch gut. Egal wie man es macht, welche Religion etc. Es ist eine persönliche Sache zwischen dem Trauernden und dem Verstorbenen.
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Ganz genau.
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Ich finde dein Vorhaben mit der Kirmes sehr rührend. Und es klingt einfach genau richtig für den Abschied zwischen die und deiner Tante. 🙂
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Ja, ist perfekt. Und man verbindet das Angenehme mit dem Spaß, 200 Euro mach ich auf der Kirmes mindestens platt.
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