Tiere, die bei mir wohnen oder mal gewohnt haben. Teil 2: Schaben.

Zu Schaben bin ich gekommen, weil die gern in Horrorfilmen vorkommen, z.B. Creepshow, They nest, Mimic und viele mehr. Und weil die niemand mag. Dachte ich. Bin aber im Net auf Schabenforen und viele Freunde dieser Tiere gestoßen. Was kein Wunder ist, wenn man sich näher mit denen beschäftigt sind die sowas von interessant.

Was am wichtigsten ist: Nicht alle Schaben sind Kakerlaken. Das ist mehr ein Schimpfwort und betrifft so ca. 50 Arten von über 4000. Die nennt man auch: „Pestschaben“, denn wenn man die einmal zuhause hat, zieht man besser um. Diese Arten, z.B. Periplaneta Orientalis sind unzerstörbar. Ein Weibchen lebt, wenn man ihren Kopf entfernt noch bis zu 2 Wochen weiter, bis die Eier reif sind. Der Klebstoff einer Briefmarke reicht einer Schabe ein Leben lang, nährstoffmäßig. Aber auch Holz, Papier und Seife können die verdauen. Radioaktivität macht Schaben null aus, und gegen Gifte sind sie innerhalb von 2 Generationen immun. Sogar im Vakuum machen sie fröhlich weiter, das kann sonst kein Tier.

Es gibt sie seit 350 Millionen Jahren, die haben die Saurier überlebt. Und wenn ´s uns mal nicht mehr gibt sind die noch hier, auf jeden. Schaben sind, anders als die meisten Insekten mehrjährig. Die meisten Arten werden 3 Jahre alt, Rekordhalter sind Macropanesthia Rhinoceros oder Gigant-Schaben aus Australien, die werden bis zu 10. Es gibt lebendgebärende und Eier legende Schaben, es gibt welche die wie Glühwürmchen leuchten, manche leben unterirdisch, andere auf Bäumen. Es gibt welche, die fliegen können und so besondere, wie die aschgraue Schabe (lat. Namen vergessen, sorry): Wenn man die ärgert fängt sie an, intensiv nach saurer Milch zu riechen.

Man sieht also: Schaben sind nicht nur doofe Kakerlaken die im Mülleimer wohnen. Sondern sehr interessante Tiere. So, genug gelabert ich merk Ihr wollt jetzt endlich was gucken. Ab geht´s:

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Das sind Macropanesthia Rhinoceros. Schwierig zu bekommen und nicht billig (die vier hier waren 95 Euros). Der Dicke vorne rechts ist so faustgroß. Leben unterirdisch, was bedeutet das man ein Terrarium ganz voller Sand hat, wo nur sehr selten was passiert. Trotzdem interessant, die bauen ein Höhlensystem, Vorratskammer und Toilette strikt getrennt. Und schicken immer nur einen hoch, das Futter runterschaffen. Junge haben sie bei mir leider keine bekommen, das ist aber im Terrarium auch die Ausnahme. Die kümmern sich nach Geburt 9 volle Monate um ihren Nachwuchs, also füttern die Kleinen und so. Einzigartig in der Insektenwelt.

 

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Das ist ein Lucihormetica Subscinta Männchen. Sehr Alien-mäßig.

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Nochmal Lucis. Diesmal beim äh…Geburtstag feiern.

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Das ist eine Fauchschabe (Gromphadorrhina Portentosa), die sich gerade häutet. Machen die 5-6 mal im Leben, da der Chitinpanzer nicht mitwächst. In dem schneeweißen Zustand ist sie sehr empfindlich, lieber nicht anfassen.

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Hier sieht man, wie der neue Panzer langsam aushärtet. Und die Schabe den alten frisst. DAS nenne ich Recycling. An den Hörnern sieht man das das ein Männchen ist. Fauchschaben fauchen übrigens wirklich, hört sich an als ob man ein Bier aufmacht. Die kommunizieren so, und mit Tänzen und Gerüchen. Umfangreicher Wortschatz also.

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Gromphadorrhina grandidieri Weibchen.
Zur Zeit habe ich nur Grompadorrhina Portentosa hier, aber davon auch 2 proppevolle Terrarien. Schaben sind echt tolle Haustiere, auch für Kinder. Nach Anschaffung kosten die ja nix mehr, als Futter reichen Essensreste, Haferflocken, Brombeerblätter und so. Heizen und beleuchten muss man das Terrarium auch nicht, außer man will möglichst viel Nachwuchs. Dann sind 28 Grad ideal. So, ich komm mal zum Ende, ich hoffe Vorurteile abgebaut zu haben. Schaben sind nicht iiihhh.

Über derpeavy

Ich bin ein toller Hecht. Aber wirklich.
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13 Antworten zu Tiere, die bei mir wohnen oder mal gewohnt haben. Teil 2: Schaben.

  1. feldlilie schreibt:

    Ich bin auch schon lange am überlegen, ob ich mir nicht Fauchschaben zulegen soll. Ich finde die knuddelig. Allerdings zieht dann der Gatte wohl aus (der fand schon die Mäuse unerträglich). Im Moment tendiere ich zu Achatschnecken. Auch ziemlich friedliche Tiere. Nur wenn die ausbrechen, dann sollte man zusehen, dass man schnell wegspaziert, um sein Leben zu retten.
    Oder so.

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    • derpeavy schreibt:

      You beat me to it: Achatschnecken wohnen auch hier, zusammen mit Albinoschnecken, die die zweitgrößten Landschnecken überhaupt sind.

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      • feldlilie schreibt:

        Welche Sorte Achatschnecken? Ich finde die klasse – kein nächtliches Geknabber an den Gitterstäben, keine schmutzigen Pfotenabdrücke an der hellen Hose… hm… jetzt wo ich drüber nachdenke… ich glaube, so gerne ich Achatschnecken hätte, irgendwas fehlt mir doch…

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      • derpeavy schreibt:

        Puh, so genau weiß ich das jetzt nicht. Die Schnecken sind mehr Frauchens Ding. Wir machen aber einen Eintrag zusammen, wird dann die nächste Folge.

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  2. Corona schreibt:

    Ach herrje, beim Anblick der Bilder wird mir trotzdem ein wenig komisch.
    Um mir so’n Riesenvieh auf die Hand zu legen, muss ich besoffen sein. 😂
    Aber doch recht interessant, was für Arten es gibt und wie verschieden die aussehen.
    Dieser Lucialien sieht ja mal echt cool aus. Aber nur solange der hinter der Scheibe bleibt 😅.
    Ich hatte mal die Hülle einer Vogelspinne in der Hand , ich wusste gar nicht das die sich auch häuten, die Haut sah so lebensecht aus. Ich hatte da zum Glück paar Bierchen intus. 😁

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    • derpeavy schreibt:

      Das ist witzig: Wenn man die auf der Hand hat, sind sie sehr entspannt und bewegen sich total langsam. Die könnten auch sehr viel schneller, wenn die ´s eilig haben sind die unglaublich schnell.
      Ne Vogelspinnenhaut hat mir mal jemand geschenkt, die dazugehörige Spinne hatte ich mal auf dem nackten Oberkörper rumlaufen. Sehr einzigartiges Gefühl. Sowas is nix für jeden, aber ich bin da schmerzfrei. Frauchen zum Glück genauso, sonst wär das doof…

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  3. genotypa schreibt:

    peavy, deine tierliebe ist echt gigantisch. 😉
    ich habe mir sagen lassen, insekten überleben auch radioaktive bestrahlung durch anpassung. sollte die menschheit also irgendwann durch einen atomkrieg ausgelöscht werden, insekten leben dann weiter.
    doch möge es nie dazu kommen, oder?

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    • derpeavy schreibt:

      Nicht alle Insekten, aber Schaben auf jeden Fall. Radioaktivität ist denen völlig egal. Ist übrigens bei Ratten auch so. Die meistgehassten Tiere werden uns ganz locker überleben. Irgendwie witzig.

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  4. diehexe22 schreibt:

    Schaben verfütter ich regelmässig an meine Bartagame. 10 bzw. 11 Stück kosten mich 5 €. Aber ich nehme ne Futterzange, ich kann die nicht anfassen. Finde die aber sonst ganz interessant.

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  5. roerainrunner schreibt:

    Gleich mal bei Youtube das Fauchen angehört…
    Und warum/wann tun sie das? Ist das ein Warnsignal? Mitteilung für andere? Angst?

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    • derpeavy schreibt:

      Es dient dazu, Freßfeinde zu verwirren, die kommunizieren aber auch damit. Es soll 6-8 verschiedene Fauchlaute geben. Die kommunizieren auch über Tänze (wie Bienen) und Gerüche. Alles zusammen ein stattlicher Wortschatz würd ich sagen.

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  6. Tolga Oxygen schreibt:

    Eieiei,

    die Bilder konnte ich mir kaum ansehen. Da kommen Erinerrungen an meine WG-Zeit auf, wo wir kurz davor waren den Kammerjäger zu rufen. Bis dann der Vermieter sich endlich mit einem speziellen „Pulver“ darum gekümmert hat….

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