Alle arbeiten im Büro.

Mir geht da was aufs Skrotum. Alle denkenden Menschen wissen: Verallgemeinern ist doof. Man kann nicht sagen alle Ausländer stinken. Oder alle Busfahrer gucken total perverses Zeug im Internet. Sowas zu sagen ist Blödsinn.

In einem Fall wird aber ständig verallgemeinert und das scheint kaum aufzufallen. Es geht um die arbeitende Bevölkerung. In vielen Medien, besonders penetrant aber in den beruhigenden Nachmittags-Sendungen in den Dritten Programmen. Diese Sendungen wo gekocht und gebacken wird, ein Mann sein dressiertes Huhn präsentiert und es bauamtlichen Ärger wegen einem Sportplatz in Essen-Fickdichselbst gibt. So Sendungen, wo man weiß: „Solange die diesen Kappes senden is nix Ernstes. Wenn gleich Atomkrieg wäre, würden die nicht den Horst mit seinem Huhn zeigen.“.

Gerade da, aber auch sonst passiert´s. Alle Arbeitnehmer werden gleich gemacht und zwar so: Die (wir) arbeiten alle im Büro, fangen um 9.00 Uhr an und stehen daher um 7.00 Uhr auf. Ausnahmslos alle fahren dann mit dem Auto zur Arbeit. Richtige Arbeit scheint das auch gar nicht zu sein, denn solche Arbeitnehmer machen da so Sachen wie: „endlich mal den Schreibtisch aufräumen“, oder: „sich mal um die Zimmerpflanzen kümmern“. Wie ich immer sage, die wahren Arbeitslosen sind alle in der Verwaltung tätig.

Schichtdienst wird völlig ignoriert, am Freitag nachmittag um 15 Uhr wird allen ein tolles Wochenende gewünscht. Als ich Nachtschicht hatte und Freitags abends um 22.00 Uhr noch ne 10-Stunden Schicht antreten musste ist der Fernseher oft nur knapp einem gewaltsamen Tod entgangen.

Ich (so wie viele, viele andere) arbeite draußen. Bzw. auch drinnen, aber eine Lagerhalle mit geöffneten Toren in alle Richtungen (Durchzug garantiert) würd ich im Winter nicht drinnen nennen. Da ist es 2 Grad wärmer als draußen, maximal. Ich bin also sehr dick angezogen und friere trotzdem. Also hab ich gestern Thermo-Unterwäsche bestellt. Produktbeschreibung: „Für Sportler, Spaziergänger und Camper“. Das irgendjemand sowas für die Arbeit braucht, da kommt keiner mehr drauf. Arbeitnehmer sitzen ja alle im klimatisierten Büro und kümmern sich um die Zimmerpflanzen. Während sie über das Wetter jammern, „Ich musste heute eiskratzen und hatte ganz kalte Hände.“.

Also, nur um es nochmal in Erinnerung zu rufen: Es gibt uns und wir sind viele. Wir arbeiten zu unmöglichen Zeiten, wir arbeiten draußen. Wir machen uns dreckig und heben schwer. Wir haben keine Zimmerpflanzen auf der Arbeit weil die das nicht überleben würden. Ich will nicht jammern, ich mag meinen Job. Nur kommt´s mir dabei vor als würde ich vergessen werden.

Über derpeavy

Ich bin ein toller Hecht. Aber wirklich.
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12 Antworten zu Alle arbeiten im Büro.

  1. einmalleben schreibt:

    Recht hast Du…..arbeite zwar im Büro bin aber auch oft am Lager und in der Produktion unterwegs.
    Da ich eh schon immer so nen Frostbeutel bin und im Herbst mit dicker Jacke und Mantel rumlaufe würde ich im Winter in der Logistik eh nicht überleben. Ich hab die Kollegen nicht vergessen,ohne die Fertigung und Versand wären wir vom Vertrieb nix. Ich wünsche allen „Draussenarbeitern“ nen milden Winter.

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    • derpeavy schreibt:

      Danke! Und als würde mein Boss hier mitlesen kam heute endlich Arbeitskleidung von der Firma! Die Jacke ist der Hammer, leicht, sehr warm und mit Lotuseffekt. Danke, Chef. Falls Du mitliest.

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  2. SH aus RC im V schreibt:

    Nein, wirst du nicht.
    Die, die im Winter bei Eis und Schnee draußen arbeiten, und die, die im Sommer bei unmenschlicher Dämse auch draußen arbeiten, haben meine Hochachtung. Ich würde das kein Jahr überleben, da ich eine elende Frosthucke bin und in der allergrößten Hitze wahrscheinlich einen Hitzekoller erleiden würde.

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    • derpeavy schreibt:

      Das ist Gewöhnungssache, die ersten kalten Tage sind immer scheisse. Aber dann wird das Frieren weniger, mir kommt´s immer so vor als würde die Haut dicker. Im Sommer isses genauso, es wird ja langsam immer heißer.
      Der einzige Vorteil dabei: In der Freizeit friert oder schwitzt man nie, man findet alles ok.

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  3. loewenwelt schreibt:

    Es ist immer wieder komisch für mich, wenn ich Bei Dir DAS lese, was der Gatte mir auch erzählt! 😀
    Das mit dem Durchzug, der Wäsche, der potenziellen Gewalt gegen Fernseher am Freitag spätabends…Du kommst mir also sehr vertraut vor 😉

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    • derpeavy schreibt:

      Ja, der macht ja auch Logistik, ne? Alles dieselbe Scheisse, überall. Wenn man da wenigstens Geld verdienen könnte…
      Aber EINS liebe ich, und deshalb mach ich das wohl auch immer noch: Kein Tag ist wie der andere. Irgendwas ist immer, alle kämpfen Vollzeit dagegen das das Chaos endgültig die Kontrolle übernimmt. Das wird nie angenehm aber auch nie langweilig. So Fließband oder Produktion überhaupt – da würd ich eingehen.

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  4. genogramma schreibt:

    recht hast du!!!
    mein seliger vater arbeitete auch in einer unbeheizten halle und reparierte lkws.
    er zog am 1. oktober lange unterhosen und langärmelige unterhemden an, die er erst zum 1. april gegen kurze unterwäsche austauschte.
    nein, er trug nicht ein halbes jahr die gleiche unterwäsche, ab und an wurde die auch gewaschen. 😉
    daher weiß ich wie manche arbeitendende menschen, die draussen arbeiten, im winter frieren müssen.
    ich vergesse dich und die anderen auch nicht, denn ich sehe immer wieder tagsüber menschen, die draussen arbeiten, wie zb die arbeiter auf dem bau und im straßenbau.
    mach es doch wie dr. sheldon lee cooper aus „the big bang theory“ und schreib dem händler eine gepfefferte email darüber, dass auch arbeitende menschen im winter thermounterwäsche brauchen würden.
    du bleibst unvergessen!!!

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  5. ballblog schreibt:

    Du wirst nicht vergessen. Wer sich Wind und Wetter aussetzt, hat meine Hochachtung. – Habe während des Studiums bei den Briefträgern gejobbt. War auch nicht ohne, wenn Du klatschnaß warst und sich die Leute dann eher noch beschwerten, daß ihre Zeitung oder Reklame, o Wunder, auch naß war. 🙂

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